ersten Tage nach meiner dritten Chemo waren nicht so toll. Ich habe die ersten 5 Tage praktisch schlafend verbracht. Total müde und platt, war ich zu nicht wirklich viel in der Lage. Erstaunlich war, dass ich – trotzdem ich am Tag sehr viel geschlafen habe – in der Nacht keine Probleme hatte ein- und durchzuschlafen. Kaum hingelegt, schlief ich direkt ein. Am Samstag liess die Müdigkeit etwas nach und ich musste mich aufraffen, dass ich wieder in Schwung kam. Wenn man einige Tage schläft, fährt irgendwie alles in einem runter und man hat Mühe überhaupt wieder in die Gänge zu kommen. Alles war anstrengend, selbst der Gang zum Mülleimer. Und so tat ich auch am Wochenende nicht wirklich viel, ich schlief halt einfach nicht mehr so viel, was schon ein enormer Fortschritt war!
Am Montag musste ich Sport treiben: ich ging zur Physio. Nein, bei der Physio musste ich keinen Sport treiben, dort musste ich nur rumliegen, aber der Weg dorthin war sportlich. Schliesslich musste ich zu Fuss nach Oerlikon, was 25 Minuten Fussweg bedeutete. So aus dem Nichts – ich hatte ja eine Woche nichts getan – war das schon viel. Und zurück musste ich auch noch! Der Weg wird langsam echt lästig. Ich gehe ihn wohl zu oft. Ausserdem treffe ich gerne unterwegs irgendwelche Bekannten, mit denen ich mich festquatsche. Das hat unmittelbar zur Folge, dass ich danach einen Zahn zulegen muss, damit ich meine Termine einhalte. Echt Stress!
Busse meide ich nach wie vor und da die sowieso seit einiger Zeit immer voller werden, wird das in der nächsten Zeit auch so bleiben. Es war klar, ich brauche irgendeinen fahrbaren Untersatz! Motorroller klang super, allerdings würde es wohl auch ein E-Bike tun. Viele Freunde und Bekannte schwärmten mir von ihrem E-Bike vor. Ich war jedoch sehr skeptisch, was die Bergtauglichkeit dieser Gefährte anging. Da ich nicht besonders sportlich bin, brauchte ich doch eher ein Gefährt, was die Arbeit für mich erledigte. Ich vereinbarte beim Veloplus in Oerlikon einen Beratungstermin. Dieser war schon am Donnerstag, 28. Mai und ich tippelte um 10.30 Uhr los. Mein Termin war um Punkt 11 Uhr.
Beim Veloplus war der Laden praktisch leer. Völlig ausgeschossen. Ich hatte leichte Zweifel, ob ich überhaupt ein Velo testen könnte. Der mir zugewiesene Verkäufer namens Lukas war sehr nett und klärte zunächst meine Bedürfnisse ab. Die Botschaft war klar: ich brauche ein Rad das fast alleine fährt! Lukas war auf zack und schätzte meine Bereitschaft mich sportlich zu verausgaben richtig ein. Er empfahl mir ein Velo mit einem starken Motor – das sei wohl passend, zumal Zürich ja etwas hügelig sei. Äh… hügelig? Ich musste korrigierend eingreifen. Ich komme aus Norddeutschland, da empfindet man die Sache etwas anders: Zürich hat Berge!!! Hohe Berge!
Zwei Velos konnte ich Probefahren und schnell war ich sehr begeistert. Wow! Son E-Bike war eine richtig coole Sache. Selbst diese fiese Himmeri-Brücke verlor ihren Schrecken. Sowas musste ich haben! Leider fingen dann die Probleme auch schon an – die Sache mit der Lieferzeit. Das von mir favorisierte Velo der Marke Flyer war in meiner Grösse bis auf unbestimmte Zeit nicht lieferbar. Die meisten Velos und deren Teile kommen leider aus Asien und Corona leistet auch hier seinen Beitrag. 🙁 Ich bestellte deshalb meine zweite Wahl der Firma Diamant und warte nun auf die Lieferung. Theoretisch kommt das Velo Mitte Juni – also passend, nach der vierten Chemo. Dann, wenn ich wieder fit bin und den Marsch nach Oerlikon antreten kann. Passt!
Auf den darauffolgenden Freitag freute ich mich schon eine ganze Weile: ich würde nämlich über Pfingsten für ein paar Tage nach Osnabrück fahren! Da ich nicht mit der Bahn fahren wollte, holte mich mein Freund aus Osnabrück kurzerhand ab. Das war super. Die Fahrt war zwar am Freitag vor Pfingsten nicht so ganz ohne Zwischenfälle, aber insgesamt kamen wir recht gut durch. In Osnabrück angekommen, war ich ziemlich platt. Irgendwo merkte ich doch, dass mich die Chemo im Ganzen sehr beansprucht. War ja auch nicht verwunderlich, sie sollte ja auch was tun – wäre eher schlimm, wenn ich nichts davon merken würde. Da ich aber überhaupt keine Eile und keine besonderen Termine hatte, war das gar kein Problem. Ich konnte es ganz entspannt angehen lassen und freute mich schon alleine darüber, dass ich einen Ortswechsel erleben durfte. Ich traf mich an den folgenden Tagen mit Freunden zum Grillen und natürlich auch zum quatschen. Meiner Mutter stattete ich natürlich auch einen Besuch ab. Das war toll und wirklich eine schöne Abwechslung. Am Pfingstmontag sind wir an die Nordsee gefahren. Von Osnabrück aus lag sie ja praktisch vor der Haustür. Wir wussten schon vor der Abfahrt, dass die Nordsee uns empfangen würde, so wie wir sie schon als Kinder in Erinnerung hatten: ohne Wasser! Aber das machte gar nichts. Der Wind, die Deiche, die Schafe auf selbigen und auch die hübschen Häuser an der Küste gefielen mir einfach wahnsinnig gut und ich genoss den Tag unheimlich. Das Matjesbrötchen zum Mittag rundete das Gesamtbild ab. Lecker! So schön, ich hätte noch lange bleiben können.







Ich geniesse jetzt noch ein paar Tage hier im Norden, bis es zurück nach Zürich geht. Am Montag geht das Programm wieder los: Blutabnahme, Chemo…. Show must go on!