Neun Tage nach der zweiten Chemo

Mein Fazit nach der zweiten Chemo: die erste Woche kannste in die Tonne treten – danach ist es in Ordnung!

Wie schon im letzten Zyklus, zeigte sich auch diesmal, dass die ersten 6 Tage nach der Chemo einfach scheisse sind. Ich war müde, schlapp, mein Kopf fühlte sich wieder so benebelt an und insgesamt hatte ich das Gefühl, ich sei total wackelig auf den Beinen. Ausserdem hatte ich wieder diesen fiesen metallischen Geschmack im Mund. Als besonderer „Spassfaktor“ kam am zweiten Tag nach der Chemo, ein höllischer Schmerz in der rechten Schulter dazu. Diesen habe ich mir allerdings selbst zuzuschreiben: wer völlig verkrampft und angespannt auf dem OP-Tisch liegt, muss sich nicht wundern, wenn nach der Punktion die gesamte Muskulatur zickig ist.

Eigentlich war mir in den ersten Tagen nur nach Schlafen zumute. Blöd, wenn dir die Schulter selbst im Liegen so weh tut, dass das Schlafen überhaupt kein Spass ist. Auch mein Blutdruck war alles andere als vorzeigbar, was mich aber nicht verwunderte und mir auch ziemlich egal war. Ab Freitag ging die Stimmung langsam in den Keller, ab Samstag war sie praktisch am Boden. Ich versuchte mich zu motivieren, zumindest eine kleine Runde spazieren zu gehen. Bewegung bringt den Kreislauf in Schwung! Obwohl es sich nicht wirklich gut anfühlte, ging ich tapfer los und war sehr froh, als ich wieder zu Hause war. Es tat gut, war aber auch anstrengend. Aber immerhin, ein Anfang und ich musste ja zusehen, dass ich wieder auf die Beine komme. Nur rumzuliegen brachte mich nicht weiter.

Ich durchsuchte das Internet nach Erfahrungsberichten. Wie haben andere Mitstreiter die ersten Tag nach der Chemotherapie erlebt? An dieses komische Gefühl im Kopf, konnte ich mich nämlich nicht mehr erinnern. Das war in 2015 irgendwie anders. Ich wurde schnell fündig und war sehr beeindruckt, was für Probleme andere Menschen mit dem verabreichten Gift hatten. Auch wenn niemand über ein eigenartiges Kopfgefühl berichtete, gab es dennoch viele unschöne Dinge die man mitnehmen konnte und ich war froh, dass ich von den meisten Erscheinungen verschont blieb. Aber es gab auch Nebenwirkungen, die meine Aufmerksamkeit erregten: einige (sogar ganz schön viele!) berichteten von einer starken GewichtsABNAHME! Hallo? Warum habe ich solche Sachen nicht? Ich würde ganz sicher nicht jammern und mal ehrlich, 10-15 kg sollten bei der Plackerei doch drinliegen, oder?

Das Wochenende überstanden, ging es mir am Montag etwas besser. Die Schulter schmerzte zwar immer noch, aber immerhin musste ich nicht mehr mit Schmerztabletten ins Bett und schlief auch ohne irgendwelche Mittelchen ein. Es wurde also langsam (sehr langsam!!!) besser. Dringend brauchte ich wieder Lymphdrainage, denn meinen Beinen tat das viele Rumhängen überhaupt nicht gut. Also vereinbarte ich einen Termin und konnte direkt am Montag Nachmittag zur Physio in Oerlikon. Das Wetter war gut und da ich den Bus ja ohnehin nicht nehmen sollte wegen Corona, tippelte ich auf etwas wackeligen Beinen los. Nach knapp 2 gelaufenen Kilometern verbesserte sich mein Gesamtzustand erheblich. Die Bewegung tat mich sehr gut. Nach 25 Min erreichte ich mein Ziel und die Behandlung konnte beginnen. Selbstverständlich habe ich mein Leid mit der Schulter geklagt und nachdem die Lymphdrainage abgeschlossen war, nahm meine Physio sich noch die Schulter vor. Im Geiste bereitete ich mich auf eine entspannte Massage vor … leider fühlte ich mich bereits nach kurzer Zeit wie auf einer Schlachtbank und ich spielte mit dem Gedanken, die Telefonnummer meiner Physio für alle Zeiten aus meinen Adressbuch zu löschen. Es muntert auch nur sehr bedingt auf, wenn man unter einer sehr schmerzhaften Behandlung gesagt bekommt, dass das alles so müsse! Nachdem sie endlich von mir abgelassen hatte, durfte ich nach Hause gehen. Und überraschend, es hat geholfen. Meiner Schulter ging es deutlich besser. Danke, liebe Physio, du bleibst ganz sicher in meinen Adressbuch. 🙂

Körperlich war ich soweit wieder hergestellt, die Laune war auch wieder im grünen Bereich, einzig dieser Geschmack im Mund. An dem musste ich noch dringend arbeiten. Wasser schmeckte einfach furchtbar, da mussten andere Dinge her. Eine gut gekühlte Hopfenkaltschalte aus dem Hause „Appenzeller Bier“ stand in meinem Kühlschrank bereit und wartete nur auf ihren Einsatz. Was soll ich sagen? Alkohol kann doch eine Lösung sein und schliesslich ging es hier um meinen Geschmackssinn. Prost! 🙂

Inzwischen lasse ich ziemlich Haare! Und das ist sehr lästig. Auch wenn sie nur 5 mm lang sind, ist es fies, wenn man sie permanent verliert. Lange Haare kitzeln, kurze Stoppeln pieksen. Also sollten sie ab. Und ich musste auch gar nicht lange warten. Eine liebe Freundin kam meinem Wunsch sofort nach und rückte mit einem Haarschneidegerät an. Ruck-zuck waren die Haar auf 1 mm gekürzt. So gehts wieder! 🙂

Jetzt erwarten mich zwei (hoffentlich) entspannte Wochen bis zur nächsten Chemo. 🙂

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