„Die Haare beginnen meist ca. 3-4 Wochen nach der ersten Behandlung auszufallen. Die Haare fallen in der Regel komplett aus. Auch Wimpern, Augenbrauen und Körperhaare können betroffen sein“.
So steht es in der langen Liste der möglichen Nebenwirkungen, die bei meiner Therapie auftreten können. Was soll ich sagen? Alle die mich gut kennen, wissen, dass ich mich selten an Vorgaben halte. Und auch beim Punkt „Haarausfall“ geht mein Körper wohl eigene Wege.
Exakt 2 Wochen nach der ersten Chemotherapie, am Dienstag dieser Woche, merke ich, dass ich mir die Haare vom Kopf ziehen kann.
Offensichtlich hat mein Körper ein sehr gutes Gedächtnis und hat sich erinnert, dass er eine solche Chemo bereits vor einigen Jahren geniessen durfte. Entsprechend hat er reagiert mit „Wirf ab die Wolle!“.
Anders als erwartet, hat mich dieses Phänomen aber nicht erschreckt, verunsichert oder traurig gemacht. Diesmal war es völlig in Ordnung für mich!

Ich freute mich sogar ein bisschen auf die Veränderung. Und vielleicht bedeutete dieser frühe Haarverlust ja auch, dass ich besonders gut auf die Therapie anspreche? Mein Plan war nun eigentlich, dass ich mir die Angelegenheit noch ein bisschen anschaue, meine am 28. April kommende Chemo noch mit Haaren absolviere und sie danach abrasieren lasse. Es wurde aber im Verlauf der nächsten Tage zunehmen lästig. Sobald ich mir irgendwie durch die Haare fuhr, hatte ich einige in der Hand. Manche fielen auch so einfach runter und kitzelten im Nacken. In der Dusche liess ich richtig Haare und das Sieb im Abfluss schien fast überfordert. Schnell war klar, das geht so nicht weiter. Bevor mich irgendwer fragt, ob ich neuerdings einen Hund besitze, musste die Wolle ab!
Ich konnte am Freitag (also gestern) eine liebe Freundin chartern, die mit einem Haarschneidegerät anrückte und mir die Haare auf 3 mm kürzte. 🙂 Ruckzuck war die Wolle ab!

Eins…

zwei….

Fertig!
Luftig war es plötzlich und ich musste feststellen, dass diese Stoppeln sogar schmerzhaft auf Berührungen reagierten. Dachte ich zunächst, dass es eine gute Idee sei die Rübe etwas mit Öl zu massieren, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Wenn man nämlich die Stoppeln berührte, piekste das auf der Kopfhaut. Ok, dann liess ich das halt. Die Stoppeln würden eh nicht lange bleiben und ausfallen. Der Unterschied ist einfach der, dass ich nun ganz kurze Haare verlieren würde und nicht ständig so lange Dinger. Also lang… lang waren sie ja ohnehin nicht mehr. Im Bett habe ich auf dem Kopfkissen nun ein Handtuch liegen. Das fängt alles ganz gut auf und lässt sich leicht ausschütteln.
Am Freitag habe ich mit meiner Hausärztin telefoniert und die noch ausstehenden Werte meiner Blutuntersuchung besprochen. Meine Schilddrüse hat eine leichte Unterfunktion, die behandelt werden muss. Ausserdem ist meine Vitamin B12- und Vitamin D-Versorgung eher unterirdisch. Auch hier soll ich etwas einnehmen. Ich habe meinem behandelnden Arzt im USZ meine Blutwerte und die empfohlenen Medikamente geschickt und warte nun auf sein OK für die Einnahme. Schliesslich geht die Krebsbehandlung vor und alles was ich an Medikamenten zu mir nehme, muss damit harmonieren.
Überrascht war ich, dass meine Eisenwerte sogar über dem Durchschnitt liegen. Normalerweise gehe ich ja gerne mit einer Blutarmut und entsprechenden Eisenwerten ins Rennen. Es freut mich sehr, dass es auch anders geht. 🙂
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Dann bedanke ich mich an dieser Stelle auch noch für die vielen Angebote meine Fenster zu bearbeiten. Sehr schön zu wissen, dass sich auch dafür jemand finden würde. Ich glaube aber, meinen Fenstern muss ich selber zu Leibe rücken. Die sind mitunter doch sehr dreckig – das ist schon fast peinlich… 🙂 Mir reicht es vollkommen, wenn ich Helferlein habe die für mich einkaufen gehen, zur Apotheke fahren und mich durch die Gegend kutschieren. Auch für meine Bewegung wird gesorgt, so viele liebe Nachbarn und Freunde, die mich zum gemeinsamen Spaziergang animieren. Sehr schön zu wissen, dass ich wirklich nicht alleine bin – trotz „social distancing“. Natürlich wäre es noch schöner, wenn ich mich wieder völlig frei bewegen könnte. Aber irgendwann wird auch dieses Virus (hoffentlich) der Vergangenheit angehören!
Am Montag beginnt die nächste Runde: Montag Blutabnahme, Dienstag Chemo Nummer 2.