Neues Jahr, neues Glück

Na? Da staunst du, was? Es gibt mich noch und ich erfreue mich bester Gesundheit. Naja, also … zumindest für meine Verhältnisse. Ich habe mir in den letzten acht Monaten weder etwas gebrochen oder ausgerenkt, noch war ich als Notfall im Spital – läuft also alles richtig gut im Moment. Dass ich seit Ostern nicht wieder geschrieben habe hat nichts mit dir zu tun, sondern einfach mit der Tatsache, dass es nicht sooo viel Spannendes zu berichten gab und ich irgendwie auch keine Zeit (Lust) hatte zu schreiben.

Was ist alles passiert in den letzten Monaten? Nun, vielleicht beginne ich damit was alles NICHT passiert ist: Meine geliebten Wanderferien in Grossbritannien fielen auch 2021 Corona zum Opfer. Im Mai waren die Briten einfach noch nicht soweit uns Ausländer ins Land zu lassen. Das war sehr schade, aber schon früh absehbar. Es blieb uns nichts anderes übrig, als die Reise erneut um ein Jahr zu verschieben – hoffend, dass es in 2022 besser aussieht.
Unsere geplante Mittelmeer Kreuzfahrt im Juli fiel ebenfalls aus. Das war auch sehr schade, da es die letzten Sommerferien von Kind 1 waren. Er trat im August seine Lehrstelle an und da wäre eine Woche Ferien auf Schiff und Meer eine tolle Sache gewesen. Diese Reise haben wir nicht verschoben, da wir so langsam die Schnauze voll hatten von den ständigen Umbuchungen und Kabinensuche auf dem nächsten Schiff. Hat halt nicht sollen sein.

Bevor ich an die nächsten Ferien denken konnte, stand etwas ganz anderes für mich auf dem Programm: Ein Kontroll-PET-CT. Sechs Monate waren schon wieder vergangen und es war an der Zeit zu schauen, ob die Immuntherapie zu der ich alle drei Wochen im USZ antrete, auch tut was sie soll. Ziel dieser Therapie ist ja nach wie vor, meinen Untermieter in Schach zu halten … Aber tat das verabreichte Avastin das auch? Der Termin für die Kontrollaufnahme war am 6. August und anfangs war ich noch sehr entspannt. Je näher der Termin rückte, umso mehr meldete sich mein Kopf und grübelte. Ich fing an, mir alle möglichen Untersuchungsergebnisse in den buntesten Farben auszumalen. Bei der letzten Untersuchung (sechs Monate nach der Chemo) hatte ich wieder einen neuen, fröhlich leuchtenden Lymphknoten in mir. Wie sieht die Lage jetzt nach sechs weiteren Monaten aus? Hatte er Kollegen bekommen? Oder war er noch alleine? Alles war möglich. Ich horchte in mich hinein. Merkte ich etwas? Nein, ich merkte nix. War das gut oder war das schlecht? Angenommen, der hatte Kollegen? Was dann? Würde ich dann sterben? Musste ich noch irgendwas erledigen vor meinem Abtreten? Ich hatte viel Zeit mich mit dem Thema zu beschäftigen – zu viel Zeit. Ich schlief schlechter. Grübelte wohl auch nachts. Als Kopfmensch kann man sowas nicht abstellen. Die Birne denkt immer. Wenige Tage vor meinem Kontrolltermin träumte ich, dass ich bei meiner früheren Zahnärztin in Norddeutschland war (bei der war ich wohlbemerkt zuletzt vor 25 Jahren!). Sie hat sich meinen Befund angeschaut – machen Zahnärzte ja gerne! – und hat zu mir gesagt „Ach, alles gut. Sie leben noch ganz lange, sicher noch vier Jahre!“ Vier Jahre? Selbst im Traum war ich total entsetzt. Hatte sie das ernst gemeint? Vier Jahre war doch nicht lange!!! Ich wachte zum Glück auf, als ich darüber nachdachte, ob vier Jahre möglicherweise doch sehr, sehr lange waren und ich ein völlig falsches Gefühl für Zeit hatte … Ja, es war gut, dass der Kontrolltermin in Kürze stattfand und diese Grübelei ein Ende hatte.

Mit dem erfolgten PET-CT war es leider noch nicht direkt zu Ende mit dem Grübeln. Nachdem die Aufnahme im Kasten war, hiess es für mich Warten. Schnell realisierte ich, dass es ein Fehler war diesmal nicht auf eine Kopie des Befundes zu bestehen. So war ich darauf angewiesen, dass sich mein Arzt bei mir meldet. Die Tage vergingen. Nachdem ich am Montag und Dienstag nichts hörte, beschlich mich ein ungutes Gefühl. Wenn sich so lange niemand meldet ist das Ergebnis nicht einfach sagenhaft klasse, sondern der Befund geht erst zur Besprechung zum Tumorboard. Die tagten Mittwoch – also zumindest für meine Sorte Krebs. Am Donnerstag hörte ich immer noch nichts und rief daraufhin selber im USZ an um meinen Befund zu bekommen. Diese Warterei ist ätzend. Mein behandelnder Arzt rief mich an und teilte mir mit, dass der eine leuchtende Lymphknoten nach wie vor alleine ist und keine weiteren Kumpels dazugekommen sind. Puh, mir fiel ein Stein vom Herzen – was rede ich, ein Brocken! Der Grund, warum es so lange gedauert hat war der, dass in mir durchaus etwas leuchtete, allerdings an der Spitze meines Ports. Man ging davon aus, dass es sich um eine Entzündung handelt. Um das genauer abzuklären, wurde ich an die Thoraxchirurgie überwiesen. Die sollten sich das Ding anschauen. Den Termin bekam ich für den 20. August 2021.

Die Untersuchung mit Ultraschall war nur semi erfolgreich, da die Spitze des Ports sehr nah am Herzen war und die da nicht mehr richtig hinkamen um sie zu sehen. Schnell sprach der Arzt davon, den Port zur Sicherheit entfernen zu wollen. Nein! Das kam für mich nicht in Frage. An dem Punkt waren wir schon einmal, als mein Port nicht richtig bzw. nur in eine Richtung lief (es lief zwar jede Flüssigkeit in mich hinein, aber es kam kein Blut zurück) und sie mir das Ding entfernen wollten. Schon damals wehrte ich mich sehr erfolgreich gegen die Entfernung.

Der gute Mann war schnell überfordert mit mir und holte die zuständige Oberärztin. Die kannte ich schon. Mit ihr habe ich letztes Mal schon Diskussionen bezüglich des Ports geführt. Dabei ist es ganz einfach: ich will nicht, dass das Ding ohne triftigen Grund entfernt wird – es sei denn, sie garantieren mir, dass sie ihn an anderer Stelle wieder einsetzen können. Ich brauche das Ding, denn ich bekomme alle drei Wochen eine Infusion. Ende offen. Für diesen Spass brauche ich einen vernünftigen Zugang, denn mich jedes Mal anzustechen und mir einen Zugang zu legen, ist schlichtweg nicht möglich. Die Erfahrung haben wir schon gemacht. Der Port läuft wunderbar und inzwischen kommt auch Blut zurück. Ich muss mich nur passend hinlegen, dann geht das. 🙂 Eine echte Alternative zu dem Ding gibt es nicht. Eine mögliche Alternative zu dem Port findet „oberirdisch“ statt in Form eines Schlauches der aus dem Arm baumelt. Das will ich nicht! Ich gehe davon aus, dass ich den Port sowieso nicht 10 Jahre haben kann. Irgendwann muss ich auf ihn verzichten, weil der nicht unbegrenzt hält. Dann freunde ich mich vielleicht mit der Alternative an, aber ganz sicher forciere ich das nicht einfach so. Ohne überzeugenden Grund bleibt der Port in mir drin, basta! Lange Rede… mit Frau Doktor vereinbarte ich, dass wir mein Blut untersuchen. Wenn eine Entzündung vorliegt, würde man das sehen. Ich kürze hier ab: es war nix zu finden, der Port ist nach wie vor in mir und ich lebe auch noch wunderbar damit.

Nachdem das alles geklärt war, war meine kleine Welt wieder in allerbester Ordnung und ich konnte mich dem nächsten Projekt widmen: Ferien! In 2019 gewonnen, in 2020 wegen Corona verschoben, in 2021 endlich realisiert: unsere Grand Tour of Switzerland. Du kennst die Grand Tour of Switzerland nicht? Es ist eine Rundfahrt durch die Schweiz, die über sämtliche Alpenpässe führt und insgesamt 1’600 km lang ist. Sehr tolle Sache. Interessiert? Hier findest du alle Informationen. Wir sind diese Tour im Herbst 2019 schon einmal gefahren (nicht komplett) und haben jede Menge der offiziellen Fotopunkte besucht. Diese sind auf einer Karte zur Tourenbeschreibung ersichtlich und man kann sie der Reihe nach abfahren. Es gab Ende des Jahres 2019 eine Verlosung, bei der der/diejenige gewinnen konnte, der/die sich an den meisten Fotopoints registriert hatte. Tja, und das war ich! Mein Gewinn bestand aus einer 9-tägigen Reise auf der Grand Tour of Switzerland inkl. Hotels, Mietauto und einigen Gutscheinen. So günstig kamen wir nicht so oft in die Ferien. 🙂 Am 23.8. ging es für uns los, am 31.8. waren wir wieder zurück in Zürich. Wer will, kann unsere Fotos auf www.winkewinke.com anschauen. Ich kann die Tour wirklich empfehlen. Man sieht unheimlich viel und die Streckenführung ist toll. Zudem auch noch richtig gut ausgeschildert. Eine wirkliche Empfehlung wenn man eine Roadtour in der Schweiz machen möchte.

Mehr war an Ferien in 2021 nicht drin. Also von kleineren Abstechern nach Osnabrück oder so mal abgesehen. Das war jetzt auch nicht so schlimm, denn wenn mir eines inzwischen wirklich auf den Geist ging, war es diese dämliche Maske die es im Zug brauchte. So viel kann ein Mensch ja gar nicht essen, um die ganzen 8 Stunden bis nach Norddeutschland maskenfrei zu sein. Also ich zumindest nicht. Und ausserdem darf ich ja auch gar nicht so viel essen, schliesslich bin ich ja jetzt Diabetiker! Ich fürchte man merkt an meinen Äusserungen, dass ich mit einer wahnsinnigen Ernsthaftigkeit an die Diabetes-Sache rangehe? 😉 Aber was soll ich sagen? Seit ich die passenden Drogen für diese schlimme Krankheit bekommen, ist mein Langzeitblutzucker im normalen Bereich. Trotz Schokolade & Friends. Und 12 kg abgenommen habe ich auch schon. Also alles gut. 🙂 Selbst meine Diabetesberaterin konnten nur mit den Achseln zucken und meinte „auch wenn es sich irgendwie doof anhört, aber machen Sie einfach weiter wie bisher.“ Alles klar, mache ich!

Das Maskenproblem löste ich für mich im Oktober: Ein zweijähriger Brite sollte mein treuer Begleiter werden!
Klein, schwarz, 136 PS und mein erstes eigenes Auto seit 2004. Darf ich vorstellen? George!

Bekommen habe ich ihn mit Winterreifen…. oder besser gesagt ASPHALT-TRENNSCHEIBEN für den Winter! Und ja, ich habe sehr viel Freude an meinem neuen Kumpel. 🙂

Jetzt ist das Jahr 2021 schon wieder vorbei und 2022 hat begonnen. Ich glaube fest daran, dass Corona dieses Jahr nur noch getrunken wird und wir nicht das komplette griechische Alphabet kennenlernen werden. Deshalb habe ich gebucht: Wanderferien in Grossbritannien im Mai 2022. Ausserdem habe ich Tickets für das Toten Hosen Konzert im Sommer im Letzigrund. Läuft!

Mir geht es richtig super und ich hoffe, das bleibt so. Daumen brauche ich weiterhin. Nächstes Date mit dem PET-CT habe ich am 31. Januar 2022. Noch bin ich total entspannt und diesmal will ich das Ergebnis sofort wissen. 🙂

Liebe Grüsse und bis bald?
Anja

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