Wünsche Frohe Ostern gehabt zu haben

Und schon ist April! Die Wochen fliegen nur so dahin. Mir geht es einfach richtig, richtig gut, 2023 ist ein phantastisches Jahr – noch! Die Stimmung wurde mit der letzten Kostengutsprache der Krankenkasse etwas gedämpft. Aber alles der Reihe nach.

In meinem letzten Post kündigte ich bereits an, dass am 10.2. ein PET-CT anstand. Inzwischen schon Routine, so oft wie ich in diesen Kasten muss. Schön ist: da ich immer nach Schlieren für die Aufnahme gehe (Klinik für Nuklearmedizin USZ), kennt man sich inzwischen. So liegt zwischen Blutzuckermessung und langweiligem Rumliegen immer noch ein kleiner Schwatz drin. Zwei Stunden dauerte der Spass wieder mal und danach war ich etwas müde. Das passte mir gar nicht, schliesslich habe ich in der letzten Zeit wahnsinnig viel um die Ohren und Programm.

Viel Zeit nahm zum Jahresanfang meine Weiterbildung zur Sachbearbeiterin Rechnungswesen in Anspruch. Diese Fortbildung ging insgesamt ein Jahr und das Projekt lag nun in den letzten Zügen. Im März waren Abschlussprüfungen und deshalb hiess es lernen, lernen, lernen. Finanzbuchhaltung, Sozialversicherungen, Mehrwertsteuer und Finanzielle Führung inkl. Kostenrechnung waren die Themen, die mich beschäftigten. Donnerstags sass ich von 13-20 Uhr in der Schule und am Wochenende fanden Repititionskurse via Zoom statt. Besonders die Kurse über Zoom, an denen über 60 Studierende aus allen Klassen der KV Business School teilnahmen, waren anstrengend. Auch, weil manche Leute sich mit dämlichen Fragen nicht zurückhielten. Das ging schon stark auf die Nerven, ich stellte immer wieder fest: mit „doof“ kann ich ganz schlecht umgehen. Bei einigen Leute haste dich wirklich gefragt, wo die die restlichen Wochen ohne Monate waren. Nun denn. Abends war ich damit beschäftigt alte Prüfungen zu lösen. Abgemacht habe ich kaum noch, aber manchmal war ich auch sehr froh um Abwechslung. Richtig toll war das Konzert von George Ezra, bei dem ich am 25.2. im Hallenstadion war. Ein toller Abend, obwohl ich dort ganz alleine hinging. Premiere! Ich war noch nie alleine auf einem Konzert. Es fand sich einfach niemand der/die Lust hatte mitzukommen. Die einzige, die wirklich mitgekommen wäre, musste arbeiten. Also habe ich mir kurzentschlossen nur eine Karte gekauft und was soll ich sagen? Der Abend war richtig, richtig klasse! Ich hätte mich geärgert, wenn ich nicht gegangen wäre.

Einen Tag vorher, am 24.2. hatte ich ein Gespräch mit meinem Gynäkologen. Das Ergebnis des PET-CT besprechen. Ganz eigenartig war diesmal, dass es mich vorher überhaupt nicht interessiert hat, was die Bildgebung zu Tage beförderte. Normalerweise war es die letzten Jahre immer so, dass ich entspannt war bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Aufnahme im Kasten war. Dann wollte ich immer schnell wissen, was die Bilder sagten. Seit Anfang des Jahres war ich aber so guter Laune, dass das völlig von mir abprallte. Und das, obwohl zu erwarten war, dass das Ergebnis nicht so dolle ausfiel. Es war bei der letzten Aufnahme im Oktober schon ersichtlich, dass der Kollege in mir wächst, die Therapie ihn nicht aufzuhalten vermag. Und so war es auch diesmal wieder. Die Bilder zeigten, dass der ungeliebte Freund sich nicht mit der aktuellen Therapie aufhalten liess und weiter wuchs. Nicht so schön.

Das Tumorboard hat natürlich auch bereits getagt und empfahl die Therapie mit einem noch sehr neuen Medikament – auch eine Immuntherapie. Der Haken an der Sache war, dass das Zeug erst vor kurzem in den USA zugelassen wurde und den Weg über den grossen Teich nach Europa noch nicht gefunden hat. Das USZ wollte versuchen eine Kostengutsprache bei der Krankenkasse einzuholen. Mein Arzt sagte aber gleich, dass er sich da wenig Hoffnung machte. Er wäre eher selber überrascht, wenn die Kasse das OK geben würde. So war es dann leider auch. Die Krankenkasse zahlt den Spass nicht. In der Nutzenbewertung erhält die Therapie lediglich das „Rating C“. Das Medikament sei ausserdem noch nicht in der Schweiz erhältlich und müsste über eine Internationale Apotheke bestellt werden. Das Spital solle sich mit dem Hersteller in Verbindung setzen. (Ich habe keine Tabelle zur Hand, in der die Klassen des Ratings aufgeführt sind, C ist aber nicht so toll). Mein Arzt setzte sich mit dem Hersteller in Verbindung. Es gibt manchmal ein Compassionate use-Programm was soviel bedeutet wie eine Mitleidsgeschichte. Leider nicht im Moment, weshalb mein Arzt es erneut bei der Krankenkasse versuchte und ein Wiedererwägungsgesuch stellte.

Ich habe keine Ahnung woran es lag, aber ich hatte wahnsinnig gute Laune in den letzten Wochen, so dass mich diese Nachrichten alle überhaupt nicht stressten. Mir ging es super, ich war gut drauf – zu gut, wie meine Waage mir sagte – ein bisschen Frusthungern könnte nicht schaden. Im Moment kam ich um Nervennahrung aber nicht herum, schliesslich musste ich für diese dämlichen Prüfungen lernen und brauchte deshalb den Zucker. Am 10.3. hatte ich interne Prüfung – also die Prüfung der KV Business School. 200 Teilnehmende, Start war um 8.30 Uhr: 90 Min. Finanzbuchhaltung, 45 Min. Sozialversicherungen, 45 Min. Mehrwertsteuer und 90 Min. Finanzielle Führung. Alles an einem Tag, mit Pausen versteht sich. Der Tag verging ruckzuck und bereits am Abend waren die Lösungen aufgeschaltet. Wir konnten also nachschauen, ob wir völlig am Ziel vorbeigeschossen sind oder die Prüfung einigermassen absolviert hatten. Eine Woche später bekamen wir die Ergebnisse und die Zertifikate für die bestandene Prüfung per Post. Was soll ich sagen? Insgesamt erreichte ich 236 von 270 möglichen Punkten und damit die Note 5.5! Ich will ja nicht angeben, aber ich war schon sehr stolz. 🙂 Das war richtig super. Um einen Punkt hat mich der Prüfer in Sozialversicherungen beschissen, aber ich habe nichts gesagt. Der eine Punkt mehr hätte das Gesamtergebnis nicht verändert.

Der März schlich dahin, am 29. war dann endlich Prüfungstag für das Edupool Zertifikat. Bereits am Vorabend habe ich alle Zettel, Papiere und alten Prüfungen – all das Zeug mit dem ich gelernt hatte – entsorgt. Ich hatte so keine Lust mehr auf Lernen. Weg damit, endlich Abschlussprüfung. Diesmal war es etwas grösser: 600 Teilnehmende in der Stadthalle in Dietikon. Es herrschte ein anderer Ton, aber man hatte uns vorgewarnt. Eine Teilnehmerin schrieb noch weiter, obwohl die Aufsicht vorne rief, dass die Zeit um ist und niemand mehr schreiben darf. Kam nicht gut, sie ging direkt zu der Teilnehmerin hin und kritzelte irgendwas auf die Prüfung. Keine Ahnung, ob sie damit „raus“ war.
Wie befürchtet, war die Prüfung schwerer als die interne Prüfung. Befürchtet, weil wir schon beim Lernen mit alten Prüfungen feststellen mussten, dass die Frühjahrsprüfungen irgendwie schwieriger waren als die im Herbst. Unsere Interne Prüfung war die Herbstprüfung 2022!

In Finanzbuchhaltung kamen Dinge vor, die wir nur mal ganz kurz am Rande angeschaut haben und sogar etwas, was wir noch gar nicht hatten. Das war schon spannend. In den Fächern Sozialversicherungen und Mehrwertsteuer war es auch nicht wirklich rund. Nicht nur die Mitschüler:innen aus meiner Klasse waren verwirrt, auch bei anderen Teilnehmenden konnten wir in der Pause raushören, dass sie eher überrascht waren. Ich ging zwar nicht davon aus, dass ich durchfallen könnte, aber so knapp mit nem 4er wollte ich ja nun auch nicht durchkommen. Und überhaupt, so langsam war ich mir auch nicht mehr sicher, ob es nicht doch sogar eng werden könnte. Finanzielle Führung stand noch aus. Es war das letzte Fach am Nachmittag und wir gingen alle mit sehr gemischten Gefühlen in den Prüfungssaal. Aber dann: Homerun! Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich behaupte mal, dass ich von 90 möglichen Punkten sicher 85 bekomme. Meine Geldflussrechnung ging wunderschön auf, ich habe meine Bilanz bewertet als hätte ich nie etwas anderes gemacht und sogar meinen Betriebsabrechnungsbogen konnte ich ohne Probleme ausfüllen. Sauber, es lief! Für das Bestehen der kompletten Prüfung braucht es 162 Punkte. Da ich in Finanzieller Führung und Kostenrechnung davon bereits 50 % bekommen würde, müsste es wirklich mit dem Teufel zugehen, wenn ich durchfalle. Eigentlich ist das gar nicht möglich. Anfang Mai weiss ich mehr. Dann werden die Ergebnissse verschickt.

Über Ostern war ich in Osnabrück und das war sehr schön. Selbst die Fahrt hat gut geklappt. Also zumindest wenn ich ignoriere, dass wir ab Singen keinen Lokführer mehr hatten und mein Anschluss in Stuttgart zunächst alles anderes als gesichert war. Schlussendlich hat aber alles noch geklappt und ich bin mit einer Verspätung von 15 Minuten in Osnabrück angekommen. Das ging noch, das kenne ich auch anders. Toll war auf jeden Fall mal wieder einige Freunde zu treffen!

Nachdem ich aus Osnabrück zurück war, erhielt ich von der Krankenkasse die Ablehnung des Wiedererwägungsgesuches. Sie würden zwar die Therapie mit dem neuen Mittel bezahlen, aber erst wenn belegt wurde, dass die Therapie bei mir wirkt. Diesen Versuch soll der Hersteller zahlen. Doof, tut der das natürlich nicht einfach so und eine Studie ist im Moment nicht vorgesehen. Selbstzahlung kommt nicht in Frage, das Zeug kostet pro Gabe mehrere Zehntausend Franken. Nichts mehr für die Portokasse.

Die Krankenkasse hat jetzt bewilligt die Kosten für ein anderes Medikament zu übernehmen: Cemiplimab heisst es und funktioniert ähnlich wie das, was ich jetzt schon habe. Unschön klingt für mich (neben der Latte an möglichen schwerwiegenden Nebenwirkungen) die Tatsache, dass diesem Antikörper ein kleiner Rucksack mit einer Chemotherapiekomponente aufgeschnallt wird. Zytotoxin Monomethylauristatin E heisst das Zeug, das als „Mikrotubuli Disruptor“ wirken soll. Klingt gewaltig. Ob es das auch ist, werde ich im Mai erfahren. Ich habe mit dem USZ abgesprochen, dass wir erst im Mai damit beginnen, da ich vorher keine Zeit für Experimente unbekannten Ausgangs habe. 🙂 Warum ich keine Zeit habe? Nun, am 29.4. fliege ich für eine Woche nach Korfu und deshalb muss der Krebs kurz warten. Am 6.5. bin ich wieder im Lande und dann haben wir genug Zeit auszutesten, wie ich auf das neue Mittel reagiere. Bis zu unserer Kreuzfahrt im Juli sollen wohl die meisten Nebenwirkungen abgehandelt sein. Es ist irgendwie stressig. Ich habe so viel vor, ich habe gar keine Zeit für irgendwelche Therapien.

Ich gehe davon aus, dass ich in den nächsten Tagen die Einladung zum Aufklärungsgespräch bekomme. Da bin ich schon sehr gespannt. Ich habe was von Haarverlust, trockenen Augen und anderen unschönen Dingen gelesen. Trockene Augen ist für Kontaktlinsenträger besonders klasse. Ok, da stand auch was von Herzmuskelerkrankungen und Nierenversagen. Aber irgendwie erscheint mir das alles gar nicht so schlimm. Haare und Linsen würden mein momentanes Hochgefühl schon sehr dämpfen und das fänd ich nicht so wirklich witzig. Ach ja: möglich sei auch eine Gewichtszunahme oder auch Gewichtsabnahme. Wollen wir schon mal Wetten abschliessen, welche Variante mir das Zeug zuspricht????

Liebe Grüsse und bis bald
Anja

Seit kurzem gehe ich übrigens wieder zum Yoga und merke, dass mir das gut tut. Nein, nicht dieses sportliche, anstrengende Yoga. Yin-Yoga! Rumliegen und dehnen. 🙂

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