Neues Jahr, neues Glück 2023

Liebe Leute

Das neue Jahr ist schon zwar schon fast 3 Wochen alt, aber ich wünsche euch trotzdem noch ein schönes neues Jahr! 🙂

Bevor ich in 2023 ankomme, muss ich erst noch etwas aus dem letzten Jahr erzählen: Ende Oktober erhielt ich von einem Abschleppdienst in Zürich einen Brief. Gespannt, was der Umschlag wohl Gutes enthielt, öffnete ich den Umschlag und fand… eine Rechnung über 370 Franken für ein nicht erfolgtes Abschleppen meines Autos. Genauer: 250 Franken für die Leerfahrt und zusätzliche 120 Franken für Administration wurden mir in Rechnung gestellt – zahlbar natürlich innerhalb von 10 Tagen. Spontan musste ich laut lachen, als ich die Rechnung sah.

Nachdem ich mich vom ersten Schrecken erholt hatte, schrieb ich eine freundliche Email an den Absender was der Quatsch solle. Die auf der Rechnung angegebene Anschrift von der man mich hätte abschleppen sollen, war die Post hier in Zürich Seebach. Relativ zackig erhielt ich eine Antwort. Der freundliche Herr vom Abschleppdienst schickte mir ein Foto von meinem Auto (vom Auftraggeber gemacht) und eine etwas längere Litanei, dass er gar nicht verstehen könne warum die Leute trotz eindeutiger Beschilderung falsch parken. Jaja, du mich auch, dachte ich – schrieb aber nicht zurück.

Also ich finde, George macht sich recht gut auf dem Bild:

Ist er nicht einfach wunderschön, wie er da auf dem Parkplatz von SET-Management steht? Ich konnte mich sogar dunkel daran erinnern, dass ich einen Tag mal woanders geparkt hatte, weil alle Parkplätze der Post belegt waren. Ich muss vielleicht erklärend dazu sagen, dass ich jeweils nur wenige Minuten bei der Post bin. Ich habe immer frankierte Briefe und Pakete, die ich lediglich einwerfe. Ich bin ruckzuck wieder verschwunden und auch an diesem Tag hatte niemand auf mich mit erhobenem Zeigefinger gewartet.

So weit so gut, aber ich musste ja trotzdem irgendwie aus dieser Sache raus, also habe ich zunächst das Internet befragt. Ohne grossen Aufwand fand ich ziemlich viele Artikel und Berichte über die Machenschaften der Zürcher Abschleppunternehmen, nach deren Lektüre sich ein interessantes Bild ergab. Ausserdem fand ich eine Broschüre der Stadt- und Kantonspolizei Zürich, die umfassend über das Parken auf privatem Grund informierte. Ich wusste also nun, dass ein Abschleppen meines Autos wegen Unverhältnismässigkeit nicht zulässig gewesen wäre und ausserdem erachtete ich die Wahrscheinlichkeit, dass diese Firma den Abschleppdienst gerufen hat, inzwischen als sehr gering. Jetzt musste ich überlegen: wie gehe ich vor, was muss ich tun? Eine Freundin empfahl mir die Rechtsberatung des K-Tipps. Prima Idee. Ich abonnierte vorsichtshalber die Zeitschrift. 86 Franken für 2 Jahre war zu verkraften und eigentlich ist der K-Tipp noch sehr interessant. Und wer wusste schon, ob ich die Rechtsberatung noch brauchen würde? Sicher war sicher.

Als erstes rief ich bei SET-Management (denen gehörte der Parkplatz) an und fragte ohne Umschweife, ob sie den Abschlepptypen gerufen hatten oder ob der eigenmächtig Rechnungen verschickte. Der Mensch am anderen Ende der Leitung war nett, mehr aber auch nicht. Er bat mich eine E-Mail zu schicken und den Sachverhalt zu beschreiben. Das tat ich, zwei Mal um genau zu sein. Eine Antwort bekam ich leider nie. Lief richtig super!

Exakt 14 Tage nach der Rechnung trudelte die Mahnung ein. Das genaue Datum weiss ich nicht mehr, aber es war ein Dienstag, Mitte November. Natürlich erhöhte sich der Rechnungsbetrag um zarte 20 Franken Mahngebühr und ausserdem wurde mir die Betreibung angekündigt, wenn ich nicht innerhalb der nächsten 10 Tage die inzwischen 390 Franken zahle. Mist, jetzt musste langsam was passieren!

Ich setzte mich am gleichen Abend noch hin und schrieb der Rechtsberatung vom K-Tipp eine Email, schilderte die Situation und bat um Hilfe. Mehr konnte ich für den Moment nicht tun. Am nächsten Tag überlegte ich, wie lange es wohl dauern würde bis die sich überhaupt bei mir meldeten und kam zu dem Schluss, dass das ewig gehen könnte. Dann schrieb ich der Stadtpolizei Zürich auch eine Email. Gleicher Inhalt, gleiche Frage. Und ich wartete ab.

Am frühen Nachmittag meldete sich tatsächlich ein Rechtberater des K-Tipps bei mir. Ich war total perplex und wusste gar nicht wie mir geschah. Der Mann war richtig toll. Niedlich war sein Einstieg, ich solle keine Angst vor einer Betreibung haben. Ich erklärte ihm, dass ich – unschwer zu überhören – aus Deutschland käme und ich vieles fürchtete, aber sicher keine Gerichtsvollzieher. Das Gespräch war sehr gut, er sagte mir ich solle auf keinen Fall bezahlen und erklärte mir genau wie eine Betreibung ablaufen würde: Der Abschleppmensch muss Geld vorstrecken und eine Betreibung einreichen. Wenn ich diese Post dann erhalte, müsste ich Rechtsvorschlag (Widerspruch) erheben. Dann geht das Ganze vor den Friedensrichter (alles bis 2000 Franken geht vor den Friedensrichter), der versucht zu vermitteln und wenn das nicht geht und er die Forderung als begründet ansieht, muss er dem Gläubiger überhaupt erst gestatten eine Klage einzureichen. Das klang doch schon ganz anders. So viele doppelte Böden. Perfekt! Er sagte mir, ich solle eine Stellungnahme verfassen und diese per Einschreiben an den Abschleppdienst schicken. Gesagt, getan! Am gleichen Abend brachte ich den Brief zur Post.

Gespannt verfolgte ich die Zustellung mittels Sendungsverfolgung. Da! Am Mittag wurde der Brief zugestellt. 🙂 Wenig später – ich war gerade auf dem Weg zur Schule (Weiterbildung) – klingelte mein Handy. Überraschung, der Mann vom Abschleppdienst! Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen, sagte ich ihm, dass ich keine Zeit hatte und nicht mit ihm reden wollte. Ich kannte schliesslich meine Rechte. Er entgegnete mir, dass er nicht über Recht und Unrecht mit mir reden wollte, sondern ein menschliches Gespräch führen wollte. Oha! Ich musste mir das Lachen wirklich verkneifen. Weiter sagte er, dass wir uns vielleicht einigen könnten, woraufhin ich ihm sagte, dass es für mich nichts gibt worüber wir uns einigen müssten. Dann kam mein Zug und ich drückte ihn weg.

Am nächsten Tag hielt ich es vor Neugier kaum noch aus. Ich wollte ja schon wissen, was der mir noch weiter erzählt hätte. Und ausserdem hatte der Mann vom K-Tipp ja gesagt ich solle freundlich sein. Vielleicht würde er mir das Auflegen nicht verzeihen? Ich musste also eine Email schreiben. Ging ja gar nicht anders. Ich gebe zu, ich trug etwas dick auf… aber wenn man schon mal dabei ist, passiert das einfach. Ich schrieb also:

Guten Morgen
Sorry dafür, dass ich gestern so kurz angebunden war und einfach aufgelegt habe. Das ist eigentlich nicht meine Art. Ich war auf dem Weg zum Zug und hatte es sehr eilig ins Spital zu meiner Krebstherapie zu kommen. Tut nichts zur Sache, aber ich bin unheilbar an Krebs erkrankt, weshalb ich auch wirklich andere Sorgen habe.
Nochmals, falls mein Brief missverständlich war: Von meiner Seite aus besteht kein Redebedarf, alles was ich zu dem Thema zu sagen hatte, habe ich geschrieben. Mit ihrer Mahnung inkl. Betreibungsandrohung hatten auch Sie Ihren Standpunkt bereits vertreten. Für mich ist das Thema erledigt. Wenden Sie sich bitte an Ihren Auftraggeber, die Firma Set Management ist informiert.
Bitte keine weiteren Anrufe!

Als nächstes rief mich die Stadtpolizei an. Ich sag euch, an diesem Freitag war echt was los. Der Mann am anderen Ende sagte mir, dass die Polizei eigentlich gar nicht zuständig seien für sowas (Privater Grund), aber in manchen Fällen – und das sei jetzt so einer – würden solche Anfragen an die Rechtsabteilung weitergegeben und die würden sich dann kümmern. Er war nun jemand von dieser Rechtsabteilung. Netter Typ, der direkt sagte NICHT ZAHLEN! Ich plauderte eine Weile mit ihm und sagte ihm, dass sich die Angelegenheit wohl erledigt hatte. Da ich ihn aber schon am Telefon hatte und in den Zeitungen überall etwas von überzogenen Preisen der Abschleppunternehmen stand, fragte ich ihn nach den gängigen Preisen. 250 Franken für die Leerfahrt seien grenzwertig noch ok, für die 120 Franken Administration hätte der Gläubiger Belege liefern müssen. Ok, wieder was gelernt. Er gab mir seine Telefonnummer und sagte mir, dass ich mich jederzeit an ihn wenden dürfe, falls doch noch etwas kommt. Netter Mann!

Ich rief meine Emails ab und unglaublich, die Antwort des Abschleppunternehmens war schon da! Was soll ich gross sagen? Setzt euch, nehmt euch eine Tüte Popcorn und lest selber:

Guten Tag Anja

Ich hoffe es ist für Dich ok, wenn ich Dir Du sage und Dich beim Vornamen nenne. Gestern hatte ich das Bedürfnis, menschliche Spannungen beiseitezuschaffen. Mein Anruf war in keiner Form geschäftlicher Natur.

Das habe ich Dir versucht mitzuteilen, aber es kam nicht an. Was mir jetzt auch sehr verständlich ist. Trotzdem gibst Du mir mit Deiner Mail die Möglichkeit. Weder wollte ich über Geld noch Recht und auch nicht über Schuld sprechen. Ich habe Dir das auch nicht übelgenommen, denn nur weil ich das Bedürfnis hatte, diese menschliche Spannung zu beseitigen, muss das Gegenüber das ja nicht auch wollen.  Ich Danke Dir sehr für dieses Mail und schätze es auch sehr. Es erzeugt ein lachendes Auge bei mir. Leider aber auch ein sehr, sehr stark Weinendes. Ich will jetzt keine irgendwelchen Floskeln sagen, wie falls ich etwas machen, lass es mich wissen. Was ich jetzt sage, kommt von Herzen. Du wirst wahrscheinlich genügend Dir nahestehende Menschen haben, die für Dich da sind. In solch sehr schwierigen Situationen, möchte man aber vielleicht mal mit jemand Fremdem sprechen, der mit der Situation nicht so belastet ist. Falls das du mal solch ein Bedürfnis hättest mit mir über Gott und die Welt zu sprechen und ich Dich ein bisschen ablenken kann, würde ich das mit Freude tun. Deinen Wunsch werde ich selbstverständlich befolgen und mich nie wieder melden, falls Du dich nicht meldest. Ich erwarte auch keine Antwort auf dieses Mail.

Sollte das die letzte Kommunikation zwischen uns gewesen sein, möchte ich Dir viel Kraft, Positivität, Freude, Liebe und so viele schöne Momente mit Deinen Liebsten wünschen, wie nur möglich.

Ich grüsse Dich von ganzem Herzen

Noch irgendwelche Fragen? Ich nehme an, ich kann nun in der ganzen Stadt gefahrlos parken. Mein neuer Freund regelt jetzt ALLES für mich. Eine Freundin sagte zu mir „der sucht ne Frau!“. Na, da war ich mir nicht so sicher, schliesslich wollte mich dieser Romantiker noch 3 Tage vorher betreiben. Eine wunderschöne Geschichte, die ich euch nicht vorenthalten wollte. Nein, ich weiss nicht warum mir immer so komische Sachen passieren. Und nein, ich habe auf diese Email ganz sicher nicht nochmals geantwortet! Und auch bis heute nie wieder etwas gehört. 🙂

Puh, jetzt habe ich schon viel geschrieben. Aber es geht noch weiter.

Am 22.12. war ich zum ersten Mal am Flughafen (USZ Circle) zur Therapie. Wunderschön dort und überhaupt geht es da auch viel flotter als am Campus. Richtig klasse. Auch terminlich eine tolle Sache. Es hat zwar ne Weile gedauert bis sich jemand gefunden hat, der die Termine für die Blutabnahmen und Therapie machen kann, aber nachdem ich mich selber gekümmert habe, ist jetzt alles perfekt. Und meine Therapie ist jetzt auch nicht mehr dämlich zur Mittagszeit, sondern jeweils um 8.30 Uhr. Das ist super! Inzwischen war ich schon 2 x am Airport, wir haben ja schon Mitte Januar.

Ich habe gerade einen Run, es sind noch mehr gute Sachen passiert:

• Mein Stoffwechsel scheint sich gefangen zu haben. Nachdem es gefühlt 200 Jahre gedauert hat, bis die richtige Dosierung für meine Schilddrüsentabletten gefunden wurde, geht mein Gewicht wieder nach unten. Die Waage zeigt freundliche – 4 kg.

• Am letzten Freitag war ich bei meiner Anpasserin für die dämlichen Kompressionsstrümpfe und auch sie sagte mir, dass ich dünner geworden sei. 4 cm an Bauch und Hüfte hätte ich verloren, auch die Beine sind dünner. Das ist superklasse und freut mich.

• Nachdem ich fast 8 Jahre lang Brille getragen habe, habe ich nun wieder Kontaktlinsen und bin richtig glücklich damit – läuft bei mir.

• Mein Freund hat sich kurz vor Weihnachten von mir getrennt und ich bin nun wieder Single. Der Zeitpunkt war so semi-gut, die Trennung an sich aber völlig in Ordnung und wohl auch überfällig. Die Umsetzung (oder wie Einige von euch sagten: dieses Ding an dem man einen schwachen oder starken Charakter erkennt) war eher armselig und unreif. Mann kann halt nicht gut alleine sein…

Ich bedaure, einen wirklich guten Freund verloren zu haben.

So, das war es von mir. Am 10. Februar habe ich das nächste PET-CT und danach melde ich mich wieder.

Liebe Grüsse
Anja

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