Moin, Grüezi, Tach auch, Hallo – und was man sonst noch so alles sagt. Ich grüsse euch, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs. Es war eine Weile still um mich, aber wie ihr heute seht: ich bin noch da! 🙂
Heute ist der fünfte Tag im neuen Jahr und es ist immer noch wie in 2020: Corona, Corona, Corona und Corona, ach ja: Corona ist noch da! Morgens, mittags und abends hören und sprechen wir über Corona. Gut für all diejenigen, die bisher eher schlecht in Smalltalk waren. Hat sich die Themenvielfalt doch nun deutlich vergrössert. Statt nur übers Wetter kann man sich auch immer gut über die aktuellen Zahlen und Massnahmen unterhalten. Jedes Land tickt anders, jeder lästert über jeden. War bisher die geplante Impfung aller Impfwilligen die grösste Unterwanderung unserer persönlichen Freiheit, wird heute – nur kurze Zeit später – bemängelt, dass es vieeeel zu wenig Impfstoff gibt. Die einen Länder machen zu viel an Massnahmen, die anderen zu wenig und dann kocht jeder Kanton und jedes Bundesland noch sein eigenes Süppchen. Da soll man noch durchsteigen. Zum Glück hat neuerdings fast jeder von uns mindestens eine/n gute/n Virologin/en im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, die/der schnell mit klarem Fachwissen aushelfen kann. Was soll uns da in 2021 passieren? Wir haben die Lage im Griff und es geht aufwärts!
Weihnachten 2020 sah da noch ganz anders aus. Ich weiss nicht, wie ihr die Festtage verbracht habt. Die/der ein oder andere war vielleicht sogar ganz froh, nicht am grossen Familienfest teilnehmen zu müssen? Ich war am Morgen des 24. Dezembers noch im Unispital um mir meine letzte Dosis Avastin für 2020 abzuholen. Sieben Stück habe ich seit dem Ende der Chemo nun schon erhalten. Diese Dates im Abstand von drei Wochen haben inzwischen allen Schrecken verloren. Dachte ich anfangs noch, dass sie mein Leben völlig auf den Kopf stellen würden, passen die Termine heute erstaunlich gut in meinen Terminkalender.
Ich war Heiligabend alleine zu Hause, da die Kinder in diesem Jahr bei Papi waren. Statt Geschenke unterm Baum auszupacken, habe ich die Ruhe genutzt um Geschenke einzupacken. Kein Gemecker, kein Gezeter… ich konnte machen was ich wollte und hatte auch den Fernseher komplett ohne Diskussionen für mich alleine. Mein Festessen am 24. bestand aus Spaghetti mit Ketchup und nicht aus einem grösseren Gelage – Lecker! Also stiller konnte die Heilige Nacht gar nicht sein. 🙂
Am späten Nachmittag des 25. Dezembers war es mit Ruhe schon wieder vorbei. Meine Brut fiel lautstark zu Hause ein. Sie waren heiss auf Geschenke, mussten jedoch noch etwas warten bis auch mein Freund aus Norddeutschland bei uns eintraf. Kaum war er da, fielen wir über die Geschenke her. Oma Deutschland konnte dank heutiger Technik live dabei sein und zusehen, wie einer nach dem anderen jeweils ein Päckchen nahm und öffnete. Es waren viele Päckchen. Wir waren halt alle besonders lieb in diesem Jahr – allen voran ich! Im Lockdown konnte man aber auch nicht viel Blödsinn machen …
An Silvester habe ich zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder alte Traditionen gepflegt: Dinner for one und Alfred Tetzlaffs Silvesterpunsch gehörten eigentlich immer zu Silvester. In den letzten Jahren hatten wir aber gerne die Hütte voller Gäste oder ich war gar nicht zu Hause, weshalb ich die Sendungen schon so lange nicht mehr sehen konnte. In 2020 war halt alles anders. Beide Kinder waren mit gamen beschäftigt – nein, keine pädagogisch wertvollen Spiele – und so hatte ich totale Ruhe mich dem Programm hinzugeben. (Ja, ich kann noch mitsprechen!) Kind 2 lief kurz durchs Wohnzimmer als gerade Dinner for one im Fernseher lief. Er schaute interessiert auf das schwarz-weiss Bild im guten alten 4:3-Format, runzelte die Stirn und sagte „was ist das denn für ne Scheiss-Qualität?“. Auf mein „davon verstehst du nix, du Banause!“ zuckte er nur mit den Schultern und ging wieder in sein Zimmer. Angetan von der „guten alten Zeit“ habe ich den Rest des Abends mit den 100 besten Hits der 70er Jahre im WDR verbracht. Musik von damals, als ich noch klein war. Vor meinem geistigen Auge sah ich meine Oma auf dem Sofa sitzen und zu Roland Kaiser und Konsorten mitsummen … so war es doch früher immer, als die aktuelle Hitparade mit Dieter Thomas Heck im ZDF lief. 🙂
Das neue Jahr fing ruhig an. Corona war allgegenwärtig. Am 2. Januar marschierte ich zum Kasernenareal zum Corona Test. Den Termin hatte ich vorher online gebucht. Es war recht voll und insgesamt hat der Spass trotz Termin eine Stunde gedauert. Ok, eine halbe Stunde musste ich nach dem Abstrich sowieso warten. Dann hatte ich das Ergebnis meines Schnelltests in der Hand: negativ! Meiner Reise nach Osnabrück stand somit nichts mehr im Wege. Ich musste meine Einreise nur noch offiziell anmelden und dann konnte es losgehen. Seit dem 3. Januar bin ich nun in Osnabrück und geniesse einen Tapetenwechsel. Das Norddeutsche Grau sieht ganz anders aus als das Zürcher Grau! Diese Veränderung war schon eine Reise wert.

Eben fiel etwas Schnee. In Zürich hatten wir noch nicht wirklich Schnee. Ich bin nicht böse deswegen, bin ich doch nach wie vor viel mit meinem E-Bike unterwegs. Glätte ist nicht gerade etwas auf das ich warte. Mitte Dezember kam Kind 2 nach Hause und sagte, er hätte sich mit dem Velo auf die Schnauze gelegt. Panisch fragte ich wie das passieren konnte, ob es wirklich so glatt ist. Ich wollte schliesslich mit dem Velo zur Arbeit. Er begann seine Schilderungen „Ich wollte cool um die Kurve driften …“ – alles klar, mehr musste ich nicht hören. Ich drifte nicht. Ich versuche es nicht mal. Und wenn es aus Versehen passiert: es sieht ganz sicher nicht cool aus!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen guten Start in 2021!
Liebe Grüsse und bald wieder mehr
Anja
PS. am 28. Januar brauche ich Daumen, Kerzen und was es sonst noch so gibt. An dem Tag habe ich ein PET-CT. Dieses wird hoffentlich zeigen, dass der Krebs nach wie vor schläft und ich die Avastinbehandlung noch ewig fortführen kann. 🙂