(Fast) drei Monate nach der Chemo

ist Oktober. Der tollste Monat im ganzen Jahr. Warum? Nun, ich hatte am 15. Oktober Geburtstag. Für mich war es ein guter Grund zu feiern und für dich/euch die phantastische Gelegenheit viele schöne Geschenke und Geburtstagskarten per Post zu verschicken. 🙂 🙂 An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmals bei all denen bedanken, die an mich gedacht haben. Du hast meinen Geburtstag vergessen oder wusstest nicht mal, dass ich kürzlich Geburtstag hatte? Macht nichts, du kannst alles (Geschenk, Geschenke und Geschenke) nachholen. Ich bin da nicht so.
Und für all denjenigen, die gespottet haben ich würde jetzt steil auf die 60 zugehen, habe ich eine ganz persönliche Nachricht: Deine Nummer wurde aus meinem Telefon entfernt!

Jetzt aber zum eigentlichen Inhalt des Blogs: Inzwischen ist die letzte Chemo schon fast drei Monate her und viele Nachrichten und Anrufe erreichen mich. „Wie geht es dir eigentlich?“ ist die häufigste, zaghafte Frage, die mir in der letzten Zeit gestellt wurde. Deshalb ist es, glaube ich, mal wieder an der Zeit etwas über mich zu erzählen.

Eins vorweg zur allgemeinen Beruhigung: Es geht mir super!

Am 24. Juli war meine letzte Chemotheraphie und danach ging es nahtlos weiter mit der Immuntherapie. Alle drei Wochen bin ich also nach wie vor im Unispital und hole mir eine Infusion ab. Das geht wunderbar und ist – wie schon mal berichtet – sehr unspektakulär: hinfahren, Port anstechen lassen, Avastin reinlaufen lassen, bisschen Wasser hinterher, Nadel wieder raus und nach Hause gehen. Fertig. Dieses Spektakel wiederholt sich alle drei Wochen – vermutlich mein Leben lang. Insgesamt habe ich bisher vier Dosen bekommen und keine Probleme mit dem Zeug. Wenn es jetzt auch noch tut was es soll, nämlich den Untermieter im Zaum halten, ist alles prima. Zur Kontrolle wird man mich alle 3-6 Monate in ein CT oder ahnliches schieben. Ich erhalte in Kürze einen Termin bei meinem Arzt, um das weitere Vorgehen genauer zu besprechen. Und wehe, bei der nächsten Kontrolle kommt irgendein Sch**** bei raus! Die Hoffnung stirbt zuletzt. Im Moment fühlt sich gerade nichts mehr krank an. Dass da noch irgendwas ist, ist gefühlt in weite Ferne gerückt. Dort soll es auch bleiben.

Ich bin „eigentlich“ auch schon ziemlich fit. „Eigentlich“, weil es durchaus noch besser sein könnte. Mit dem Velo läuft es prima und ich bin unheimlich flott unterwegs. Das ist klasse. In den Herbstferien habe ich es ausserdem gewagt, einige Tage in Bayern Wandern zu gehen. DAS war nicht ohne! Ich war mit meinem Freund im Altmühltal und wir sind an 3 Tagen knapp 55 km getippelt. Es war für mich zwar wahnsinnig anstrengend, aber in Summe lief es ganz gut. Ok, am letzten Tag (der längsten Etappe) war mir zwischendurch etwas übel, aber geschafft ist geschafft. Bayern ist halt einfach zu gebirgig für mich, der Unsportlichkeit in Person. Vielleicht wäre Norddeutschland die bessere Wahl gewesen. 🙂 Aber Spass hat es trotzdem gemacht und ich freue mich schon auf Mai 2021, wenn ich hoffentlich wieder in Grossbritannien wandern gehen darf. Auch hier stirbt die Hoffnung nicht, dass wir Corona bis dahin im Griff haben und/oder zumindest einen guten Weg damit zu leben gefunden haben und reisen wieder möglich ist. Gebucht und bezahlt war die Reise schliesslich schon für 2020 und sie steht noch aus!

Gestern war ich im Unispital (Traumatologie), zur Kontrolle meines Ellenbogens. Erst wurde ein Röntgenbild gemacht und anschliessend musste ich noch in die Sprechstunde. Alles schön, alles gut. Bewegung ist noch nicht so wie es sein sollte – ich kann den Arm noch nicht richtig strecken und auch die Beugung lässt noch zu wünschen übrig, aber es sieht gut aus. Professor XY (der, der mich operiert hat) war zumindest sehr begeistert und sagte, viele Menschen würden sich mit sowas nicht richtig bewegen und dann versteifen. Ich käme ja super bis an meinen Kopf (z. B. für Essen/Trinken) und wäre somit praktisch gar nicht eingeschänkt. Das sei richtig toll. Äh, ja… Ich war drauf und dran zu fragen, für wie alt er mich hält. 80? Nun denn, in einem Jahr soll ich wieder zur Kontrolle kommen und nun erstmal weiterhin zur Physio.
Ich merke selber, dass ich auch zu Hause mehr trainieren muss. Habe mir nun eine Hantel parat gelegt, damit ich immer mal wieder ein wenig Gewicht stemmen kann. 🙂

Was gibt es noch? Haare! Ja, es gibt sie und sie wachsen. Sogar relativ schnell, aber vor allen Dingen: durchgehend grau! *upps*. Letzteres ist eine neue Erfahrung, allerdings gar nicht so übel. Ich wollte es ja drauf ankommen lassen und schauen, wie sich die Farbe so macht. Da es nun überall grau ist, ist das gar nicht mal sooooo schlecht und ich warte mal ab, wie es aussieht, wenn die ersten Locken kommen. Ich wurde übrigens schon oft gefragt: „Hast du jetzt gar keine Locken mehr?“ Doch! Aber bei 2 cm langen Haaren lockt sich halt noch nichts. Das dauert noch eine Weile. Im Moment sehe ich aus als käme ich frisch von einer Demonstration für die Rechte der Frauen. Fehlt nur noch die lila Latzhose für den perfekten Look. 🙂 Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass die Haare noch so kurz sind. Pflegeleichter geht es eigentlich kaum. Graue Locken kann ich mir aber irgendwie noch nicht so richtig vorstellen.

Ich weiss schon, ihr wollte es auch sehen. 🙂 Tada!!!

So, das war es schon von meiner Seite. Mehr habe ich gar nicht zu berichten. Vielleicht bald wieder. 🙂

Liebe Grüsse und bis bald
Anja

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