Am Montag, 18.5.2020 fuhr um 8.45 Uhr mein Wagen vor, um mich zur Blutabnahme ins Unispital zu fahren. Die Dame im roten MINI Cooper war pünktlich auf die Minute. Sehr lobenswert. Um 9.15 Uhr war mein Termin und heute ging es sehr flott im USZ: Blutdruck messen, Temperatur messen, Blutabnahme… ich fragte noch kurz, ob ich etwa schon wieder so nen Corona Test machen müsste. Die Pflegerin meinte, sie wüsste von nichts, es hätte niemand etwas gesagt. „Prima, bloss nicht nachfragen!“, sagte ich ihr und machte mich ganz schnell wieder vom Acker.
Meine Chauffeuse wartete am vereinbarten Ort und ich erzählte ihr strahlend, dass mir diesmal der Corona Test erspart geblieben ist. Es klingt für andere Menschen vermutlich bescheuert, aber das war tatsächlich der Aufsteller des Tages. Wir fuhren zu mir nach Hause, tranken noch einen Kaffee zusammen und den Rest des Tages verbrachte ich damit, Dinge zu erledigen, die ich ab Dienstag (Morgen) – wenn mich die Chemo zum Erliegen bringen würde – nicht mehr machen konnte. Aufräumen, Emails abarbeiten und son Zeug.
Dienstag, 19.5.2020, 5 Uhr: mein Wecker klingelte! Ein Tag an dem mein Wecker um 5 Uhr klingelte, konnte gar nicht gut werden. Lustlos stand ich auf und schleppte mich unter die Dusche. Danach fühlte ich mich auch nur minimal wacher. Gerne hätte ich einen Kaffee getrunken, aber das durfte ich ja nicht, da ich für die bevorstehende Porteinlage nüchtern sein musste. Obwohl ich wenig Lust auf den heutigen Tag hatte, freute ich mich dennoch ein bisschen, endlich einen Port zu bekommen. Dann würde dieses leidige Anstechen endlich ein Ende haben.
Für diejenigen, die nicht wissen, was ein Port ist, habe ich hier eine Seite gefunden, auf der es recht gut erklärt wird: Klickst du hier! (es öffnet sich ein neues Fenster)
Pünktlich um 6.45 Uhr fand ich mich auf Station P im Unispital ein. Dort erwartete man mich bereits und zeigte mir mein Bett. Klasse, endlich wieder hinlegen und schlafen durfte ich auch. 🙂 Ich zog mir schnell die bereitgelegte OP-Klamotte an und legte mich ins Bett. Kurze Zeit später ging es auch schon los und ich wurde abgeholt. Mit dem hauseigenen Shuttledienst ging es rüber ins Hauptgebäude. Dort angekommen, wurde ich direkt in den OP geschoben und der Thoraxchirugie übergeben. Zwei sehr gut gelaunte Anästhesisten erwarteten mich bereits und machten sich direkt ans Werk mich zu verkabeln. Die Stimmung war gut – fast zu gut, so dass ich kurz nachfragte, ob sie irgendwas eingenommen hatten oder einfach zum Dienstbeginn ausgeschlafen und frisch waren… Sie versicherten mir frisch zu sein!
Es ging alles sehr schnell und ich wurde schlafen gelegt. Endlich konnte ich wieder schlafen. Leider viel zu kurz. Irgendwie war ich gerade erst richtig im Land der Träume angekommen, als mich schon wieder jemand rief: „Frau Metzler, aufwachen!“. Mist!
Als ich wach war, wurde ich etwas benommen in den Aufwachraum geschoben. Mir schmerzte die linke Schulter und die Sauerstoffmaske, die ich auf Mund und Nase liegen hatte, stank fürchterlich nach Kunststoff. Ich musste schnell richtig wach werden, denn dann wird einem dieses Ding nämlich abgenommen! Es dauerte nicht wirklich lange und meine Sauerstoffsättigung war wieder bei 99%. Die Maske flog und ich wartete, dass es endlich weiterging.
Kurze Zeit später erschien eine Dame mit einem mobilen Röntgengerät und machte einige Aufnahmen meines Oberkörpers. Der Port sass dort wo er sein sollte und Luft in der Lunge hatte ich auch keine. Perfekt. Der Transportdienst holte mich kurze Zeit später ab und um halb 12 war ich wieder im Nord 1. Eigentlich sollte ich erst wieder auf Station P, wo auch meine ganzen Sachen noch lagen. Aber dort angekommen, fuchtelte eine Frau mit den Armen und meinte, wir sollten direkt aufs O – wo auch die Chemotherapie stattfinden sollte. Ok, auch gut. Also ging es wieder runter. Schnell erkannte ich, dass dieses Prozedere nicht zu meinem Nachteil sein sollte: wer nämlich sein Bett mitbrachte, musste nicht für die Chemo auf diesen blöden Stuhl. 🙂 Und so war es auch. Zusammen mit meinem Bett wurde ich in ein hübsches Einzelzimmer geschoben. Kurze Zeit später erhielt ich mein Frühstück serviert – oder zumindest das, was man im USZ darunter versteht. Egal, der Hunger trieb es rein und gemütlich war es ja schon im Bett.
Nach dem Frühstück zog ich mich an und legte mich schnell wieder ins Bett, bevor irgendwer auf die Idee kam, es mir wegzunehmen. Dieses Bett wollte ich für heute behalten und würde es verteidigen. Auf keinen Fall wollte ich diesen Luxus kampflos aufgeben!
Und so wurde der Tag gar nicht so übel wie erwartet. Ich döste mehr oder weniger die ganze Zeit vor mich hin und die Stunden vergingen eigentlich wie im Fluge. Um 16.30 Uhr war der Spass vorbei und ich konnte nach Hause. Mein Freund – inzwischen in der Schweiz angekommen – holte mich aus dem Spital ab. Geschafft!
Heute ist schon Freitag – also Tag 3 nach der Chemo. Was ich die letzten Tage gemacht habe? Geschlafen! Eigentlich nur geschlafen. Irgendwie bin ich diesmal völlig platt. Dafür habe ich ein besseres Kopfgefühl als die anderen beiden Male. Dieses Wattige in der Birne fehlt. Die bekannte Blödheit nach einer jeden Chemo ist mir allerdings nicht erspart geblieben. Ich habe Mühe mich zu orientieren und mit den Wochentagen hapert es auch gewaltig. Auf jeden Fall habe ich die Hälfte nun geschafft und hoffe, auch diese Müdigkeit in den nächsten Tagen in den Griff zu kriegen. Ich könnte schon wieder schlafen gehen….