Chemotherapie: Die Zweite

27.4.2020 – Blutabnahme, Blutdruckkontrolle

Am Tag vor der Chemotherapie muss ich jeweils zur Blut- und Blutdruckkontrolle. Jedes Mal. Etwas lästig. Auch heute musste ich um 10.30 Uhr im Spital sein. Eine Freundin hat mich gefahren und so war ich auch pünktlich dort.

Die Eingangskontrolle im Nord 1 des USZ, nimmt immer professionellere Formen an. Erst der Security Mensch, der deinen Termin kontrolliert. Alles ok? Dann weitergehen, Maske nehmen und drinnen auf die ersten „Weisskittel“ treffen. „Schalter“ 1 – 3 gibt es inzwischen, man bekommt – ähnlich wie bei der Post – den nächsten freien Schalter zugewiesen. Ein solcher Schalter besteht aus einem runden Stehtisch, an dem zwei Menschen in weiss stehen. Vermutlich Studenten, die haben schliesslich Zeit. Dort darfst du dir dann die Hände desinfizieren und sie fragen dich, ob du kürzlich Fieber, Schnupfen, Husten, Halsschmerzen etc. hattest. Alles verneint? Dann darf man weitergehen.

Auf der Station angekommen, traf ich auf die nächste Sicherheitseinrichtung: Ein Mann sass auf einem Stuhl, vor einem kleinen Tisch, auf dem ein Fieberthermometer lag. Der fragte nochmals ob ich krank gewesen sei und zückte dann sein Fieberthermometer. Ich frage mich immer, ob die überhaupt geschult werden und wissen, wie diese Dinger funktionieren. Die schieben die eigentlich gar nicht weit genug rein. Nun denn, ich konnte mit einer Temperatur von 36,5 Grad Celsius glänzen und durfte passieren.

Die Blutabnahme ging recht flott, Blutdruck auch (der war aber himmelschreiend) und anschliessend musste ich noch etwas warten, weil die Kollegen der Thorax-Chirurgie sich immer noch nicht gemeldet hatten. Zu denen sollte ich morgen um 7 Uhr zur Porteinlage und da wäre es ja schon schön, einen Tag vorher Bescheid zu haben. Die Pflege telefonierte eine Weile und kam dann zu mir zurück. Alles klar, man würde mich im Laufe des Nachmittages anrufen. Was mir nun leider nicht erspart blieb, war der nächste Corona-Test. Wer in den OP will, muss sauber sein. 🙁 Fürchterlich, ganz fürchterlich diese Tests.

Nachdem alles erledigt war, konnte ich gehen und machte mich auf den Weg zu meiner Freundin, die in der Zwischenzeit einkaufen war. Sie kaufte auch einen Blumenstrauss den sie mir schenkte. Sehr schön, über Blumen auf dem Tisch freute ich mich sehr. 🙂

28.4.2020 – Chemotherapie

Früh aufstehen und nichts essen zu dürfen, war nicht schön. Ich quälte mich aus dem Bett und die Dusche machte mich wach. Um halb 7 wurde ich von einem Freund abgeholt. Dieser setzte mich standesgemäss direkt vor dem Eingang zum Nord 1 ab.

Die Einlasskontrolle ging flott, auf der Station habe ich mir aber als erstes eine andere Gesichtsmaske geholt. Die mit den Gummis hinter den Ohren sind ja praktisch, aber für Brillenträger nicht so richtig klasse. Der Metallbügel ist irgendwie nicht so perfekt biegsam und dann beschlagen die Gläser immer. Die anderen Masken sind da viel besser, die liegen enger an. Merke: nimm als Brillenträger immer die andere Maske oder tausche sie später um! (Fertig Fernunterricht!)

Ich ging auf die Station L, zog mir OP-Kleidung an, legte mich ins Bett und wurde kurze Zeit später in selbigem abgeholt. Mit dem Transport ging es durchs Untergeschoss, rüber in das etwas entfernte Hausgebäude. Die Betten werden zu diesem Zweck vor einen Wagen gespannt, der einen schiebt. Ganz witzige Sache. Wird man zu Fuss oder mit dem Rollstuhl gefahren, kommt man in so einen kleinen, hohen, mit grossen Scheiben umschlossenen Wagen. Beim ersten Mal in 2015 kam ich mir vor wie der Papst :-).

Der Eingriff sollte ambulant, unter lokaler Betäubung stattfinden. Ich hatte etwas Muffensausen, bin ich doch als Patient eher nur im schlafenden Zustand zu gebrauchen. Dass eine Vollnarkose besser gewesen wäre, zeigt sich schnell. Ich war alles andere als entspannt, da half auch alles gute zureden nichts. 🙁 Der Port sollte bevorzugt an die gleiche Stelle (rechts unterm Schlüsselbein), wie auch schon beim letzten Mal. Dumm war, dass sich dort ein Narbengewebe gebildet hatte, eine Art Narbenplatte und es unmöglich war da durchzukommen. Abbruch der Veranstaltung! Neuer Versuch in 3 Wochen, vor der nächsten Chemo, dann auch in Vollnarkose. Sie sagten noch, dass das meistens unter lokaler Betäubung stattfindet und die meisten Patienten zwar vorher Bedenken haben, dann aber sagen, dass es gar nicht schlimm gewesen sei. Tja, sie hätten mich fragen sollen. Ich hätte denen das schon gesagt, dass ich schon immer anders war die anderen Kinder … Auch hiess es, dass sie jetzt nicht auf der anderen Seite weitermachen, weil man das nie mache, an beiden Seiten rumstochern und alles betäuben. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht vielleicht doch die (berechtigte) Ahnung, dass die Patientin es nicht überleben würde, eine kleine Rolle spielte. Was soll ich sagen? Kaum abgebrochen, entspannte sich auch die Patientin. 🙂

Mit dem Transportdienst kam ich zurück auf die Station L. Dort angekommen hiess es, dass ich noch zum Röntgen müsse – auch wieder im Hauptgebäude. Klasse. Da man auf diese Transportmenschen immer erst lange warten muss, durfte ich in der Zwischenzeit frühstücken. 20 Min. später kam der Transportdienst und begleitete mich ins andere Gebäude. Diesmal war ich ja angezogen und als Fussgänger unterwegs. Das Röntgen ging superfix und da ich keine Lust hatte wieder so lange auf den Transport zu warten, bin ich selber zu Fuss zurückgegangen. Man muss den Weg ja nur kennen. Rauf in Etage E und von dort gibt es einen Durchgang zum Nord 1. Es gibt sie, Vorteile die man erlangt, wenn man öfter dort zu Gast ist. Ortskenntnis ist ein ganz entscheidender Punkt!

10 Min. später ging ich zur Station O, wo ich meine Chemo erhalten sollte. Dort wartete schon mein behandelnder Arzt aus der Psycho-Abteilung. Bisher kannten wir uns nicht wirklich persönlich, sondern nur aus Telefonaten und Emails und so war es sehr schön, sich mal live und in Farbe zu sehen. Sympatischer Typ und das Gespräch war auch ganz gut. Und das sage ich jetzt nicht deshalb, weil ich ihm den Link zu diesem Blog gegeben habe! 🙂 *flöt*

Nach dem Gespräch folgte um 10.45 Uhr der erste Anstich und die Chemo konnte laufen. Das erste Mittel machte direkt müde und so dämmerte ich mehr oder weniger die ganze Zeit vor mich hin. Eigentlich langweilig, aber man ist irgendwie so platt, dass man auch keine Lust auf Fernsehen oder Lesen hat. Zwischendurch konnte ich mich mit Mitstreiterinnen unterhalten. Die Chemo dauerte diesmal nicht so lange und ging 1 Stunde kürzer. Grund war der, dass die eine Substanz nur bei der allerersten Abgabe in 90 Min. langsam reinlaufen darf, bei allen späterer Malen aber nur noch 30 Min. braucht. So war ich um halb 4 fertig.

Abgestöpselt und in Freiheit entlassen, ging ich rüber ins Nord 2 zur Anästesiesprechstunde. Dort besprach ich zum gefühlt 100. Mal die immer gleiche Prozedur, gab ein Autogramm und war um halb 5 endlich entlassen. Eine liebe Nachbarin hat mich abgeholt und ich war sehr froh, als ich um 17 Uhr endlich zu Hause war.

Die Müdigkeit sass mir in den Knochen. Nach dem Essen bin ich auf dem Sofa eingeschlafen und um kurz nach 8 Uhr ins Bett gegangen. Heute früh bin ich immer noch etwas müde, aber keine Vergleich zu gestern. Das kommt schon. Somit habe ich die zweite Runde überstanden und hoffe, diesmal geht alles glatt und ich brauche keinen Zwischenstop im Spital!

Heute mache ich mir einen entspannten Tag in Jogginghose auf dem Sofa. Zum Rausgehen läd das Wetter ohnehin nicht ein und ohne Haare ist’s auch viel zu kalt auf dem Kopf. 🙂

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