Ich kann gar nicht mehr sagen, was der Auslöser war, der zur Entdeckung des neuen, alten Bekannten – des Gebärmutterhalskrebses – führte. Im Oktober 2019 hatte ich eine ganz normale Kontrolluntersuchung. Alles war gut. Im Ultraschall keine Auffälligkeiten, Krebsabstrich tadellos. Trotzdem sagte ich meinem Arzt, dass ich diesmal irgendwie Angst vor der Untersuchung hatte. Warum, konnte ich aber nicht sagen.
Ende Januar kam dieses ungute Gefühl wieder auf. Diesmal glaubte ich auch Schmerzen im Unterleib zu verspüren. Da sich dieses Gefühl nicht von selbst legte, ging ich erneut zum Arzt. Ultraschall unauffällig, optisch alles einwandfrei. Zu meiner Beruhigung, weil ich ja schon vorher ein ungutes Gefühl geäussert hatte, ordnete mein Arzt ein PET-CT an.
6. Februar 2020 : PET-CT im USZ
Die PET-CT ist eine Kombination aus Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Computertomographie (CT) in einem Gerät. Sie vereint zwei unterschiedliche und sich ergänzende bildgebende Verfahren und ermöglicht so die Erstellung eines präzisen Bildes, in dem Körperstruktur und -Funktion in einem Bild gemeinsam dargestellt werden. Die exakte Position, Grösse, Aktivität und Ausbreitung einer Tumorerkrankung kann so im gesamten Körper bestimmt werden.
PET (Positronen-Emissions-Tomografie) ist ein nuklearmedizinisches Verfahren, bei welchem radioaktiv markierte Substanzen verwendet werden, deren Verteilung im menschlichen Körper mit einer PET-Kamera aufgezeichnet werden kann. Dabei kommen – in sehr geringen Mengen – Stoffe zum Einsatz, die in den Stoffwechsel eingeschleust werden, wie etwa Zucker. Da diese markierten Substanzen im Körper weitgehend normal umgesetzt werden, ist mit der PET eine Darstellung der natürlichen Zellfunktionen – beispielsweise des Zuckerstoffwechsels – möglich.
Damit die PET-Kamera etwas sehen kann, bekommt man eine Substanz gespritzt (meistens leicht radioaktiv markierter Zucker). Der Zucker reichert sich während einer Wartephase in den Körperzellen an. In den Zellen (z. B. Tumoren) mit höherem Stoffwechsel reichert sich mehr Zucker an, was dann auf den ausgewerteten Bildern als intensiv gefärbte Zone sichtbar wird (Bild rechts). Mit einer Röntgenaufnahme, CT oder MRI alleine können diese Stoffwechselvorgänge nicht sichtbar gemacht werden.
(Quelle: petdiagnostik.ch)
Pünktlich um 8.50 Uhr erschien ich nüchtern zu meinem Termin, bekam alles gespritzt war es brauchte und musste anschliessend 60 Minuten ruhen. (Und damit meinen die auch ausschliesslich doof in der Gegend rumliegen und nichts, aber auch gar nichts tun!)
Die Untersuchung selber im Gerät ging recht flott und nach 30 Minuten stand ich schon wieder auf der Strasse und konnte nach Hause gehen. Jetzt galt es zu warten.
Die Auswertung der Aufnahmen erhielt ich erst zwei Wochen später, und das hatte leider gute Gründe: Einige Lymphknoten in meinem Oberkörper (rechts und links der Lungenflügel, neben der Aorta…) waren minimal vergrössert und leuchteten dazu auch noch fröhlich auf. Das war natürlich noch kein endgültiger Befund, denn dazu brauchte es weitere Untersuchungen, aber aufgrund der Vorgeschichte (damals war der Krebs bereits in einigen Lymphknoten gefunden worden) war die Wahrscheinlichkeit, dass es kein erneuter Krebs ist, sehr gering. Und deshalb hatte auch bereits das Tumorboard getagt und meine Bilder besprochen, weshalb ich erst verspätet informiert wurde.
Die Nachricht traf mich wie ein Schlag und ich spürte förmlich, wie jemand an dem Teppich zieht, auf dem ich stehe. Da hilft es wenig, wenn dir dein Arzt sagt, dass das heute gut behandelbar wäre – ich glaube das sagen sie auch, wenn du in 3 Jahren tot bist.
Da die Lymphknoten noch sehr klein waren, erwog das Tumorboard die Möglichkeit abzuwarten und nach 3 Monaten eine erneute Aufnahme zu machen. Mein Arzt entschied sich dagegen und empfahl eine Punktierung und Biopsie. Die betroffenen Lymphknoten lagen dicht an der Lunge und konnten so über die Bronchien gut erreicht werden.
13. März 2020: Lungenfunktionstest
Bevor man mir etwas in die Lunge und Bronchien schob, musste ich zum Lungenfunktionslabor. Das war ganz einfach: Mundstück rein, Nasenklammer auf und pusten was das Zeug hält. Test mit Bravour bestanden! Die Dame die den Test durchführte, verwendete sogar Vokabeln wie „grandios“. Endlich mal etwas Positives. Dieser Befunde erfreute mich sehr, jedoch fragte ich mich nun, welche Gründe es wohl für die Kurzatmigkeit beim bergauf laufen gab. Es mussten offenbar andere sein … 😉
Im anschliessenden Gespräch mit der Ärztin wurde mein Lungenvolumen von 3 Litern erneut gelobt und mir die bevorstehende Punktion meiner Lymphknoten mittels Bronchoskopie erklärt. Ich liess mich ausführlich aufklären und wartete eigentlich nur auf den alles für mich entscheidenden Satz, den sie dann auch sagte: „Sie bekommen davon nichts mit, Sie schlafen!“ Na prima, geht doch!
23. März 2020: Bronchoskopie
Die Bronchoskopie war eher unspektakulär. Ich ging am Morgen hin, wurde wenig später ins Untersuchungszimmer geschoben, schlafen gelegt und als ich aufwachte hatte ich Halsschmerzen und Husten. Super! Und das in Corona Zeiten. Zumindest wusste ich nun, warum die Dame am anderen Ende des Raumes so fürchterlich gehustet hatte. Verdächtigte ich sie doch bereits am neuen Virus erkrankt zu sein. Mir ging es nun nicht besser und ich hustete was die Lunge hergab. Nach einiger Zeit (dauerte gar nicht so lange) ging es mir besser und ich konnte nach Hause gehen. Der Befund würde kommen und dann sollte ich endlich wissen woran ich bin.
31. März 2020: Endlich Gewissheit
Die letzte Nächte waren nicht schön. Ich habe sehr unruhig geschlafen, da mich die ganze Sache inzwischen sehr beschäftigte. Die Aussicht auf ein gutes Ergebnis war klein, aber dennoch konnte ja noch ein Wunder geschehen. Es soll sie ja ab und zu geben.
Den schriftlichen Befund in der Post und das Telefonat mit meinem Arzt sagte leider etwas anderes: der Krebs ist zurück und ich habe es mit dem gleichen Kollegen zu tun wie damals, dem Gebärmutterhalskrebs, wieder in den Lymphknoten. Scheisse!